LemaS-Transfer: Aus Potenzialen wird Veränderung

Arbeitstreffen des Forschungsverbunds LemaS-Transfer an der Goethe-Universität FrankfurtWie kann eine inklusive Begabungs- und Leistungsförderung zum festen Bestandteil von Schule und Unterricht werden? Und welche neuen Wege bahnt LemaS für die Bildungsforschung? Unter diesen Fragestellungen diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbunds LemaS-Transfer an ihrem Arbeitstreffen, das vom 22.-23. Februar an der Goethe-Universität Frankfurt stattfand, potenzielle Synergien, Herausforderungen und Rahmenbedingungen der gemeinsamen Arbeit während der zweiten Förderphase (Transferphase) der Initiative „Leistung macht Schule“.

Der Forschungsverbund LemaS-Transfer
Ziel der Transferphase ist die sukzessive Verankerung der von 2018 bis 2023 entwickelten Strategien, Konzepte und Maßnahmen zur begabungs- und leistungsfördernden Schul- und Unterrichtsentwicklung (LemaS-P³rodukte) in den beteiligten Schulen. Hierfür geben Multiplikator:innen aus Schulen der ersten Phase in Schulnetzwerken ihre Erfahrungen an neu hinzugekommene Schulen (Transferschulen) weiter und beraten diese zum Einsatz der LemaS-P³rodukte. In diesem Prozess werden sie vom Forschungsverbund wissenschaftlich begleitet und weiter professionalisiert. Die Arbeit des Forschungsverbunds verlagert sich dadurch von der direkten Begleitung der Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse auf Ebene von Einzelschulen auf die Beratung und Professionalisierung der schulischen und länderseitigen Multiplikator:innen. Gleichzeitig sind die einzelnen Arbeitsbereiche – Regionalzentren, Inhaltscluster, Begleitforschung und Digitalisierung – stärker miteinander verzahnt und es findet eine noch intensivere Kooperation der Beteiligten aus Schulen, Ländern, Politik und Wissenschaft statt. Dahinter steht der Gedanke der Nachhaltigkeit, der die Transferphase leitet: In den kommenden fünf Jahren sollen Strukturen geschaffen und Bedingungen ermittelt werden, die zur wirksamen Implementation einer potenzialorientierten Schulkultur in den jeweiligen Bundesländern langfristig beitragen.

Nach einer einleitenden Begrüßung durch Verbundkoordinatorin Prof. Dr. Gabriele Weigand (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) sowie die an der Goethe-Universität Frankfurt gastgebenden Projektleitenden, Prof. Dr. Barbara Asbrand und Prof. Dr. Johannes Mayer, gaben Prof. Dr. Kenneth Horvath (PH Zürich) und Gabriele Weigand einen Input zu den Anforderungen an die Forschung in der Transferphase. Aus der explizit formulierten doppelten Forderung nach Praxisrelevanz und wissenschaftlicher Evidenz ergibt sich die Notwendigkeit einer Verknüpfung der vielfältigen Erkenntnisse und Befunde. So gilt es, die unterschiedlichen Forschungsaktivitäten sowohl theoretisch als auch fachlich und methodologisch aufeinander abzustimmen und in einen gemeinsamen wissenschaftlichen Kontext einzubetten, das sog. LemaS-Mosaik. Es soll den forschungsbezogenen Bezugsrahmen für LemaS-Transfer darstellen, der durch gemeinsame Leitlinien der Zusammenarbeit, übergeordnete Forschungsfragen und -gegenstände sowie die geteilte (digitale) Infrastruktur ergänzt wird. 

In den weiteren Impulsvorträgen von Wissenschaftler:innen der Universitäten Frankfurt, Hamburg und Münster wurden sowohl theoretisch-inhaltliche  Kernelemente von LemaS-Transfer als auch ganz konkrete Herausforderungen bei der Beforschung der Transfer- und Implementationsaktivitäten auf den verschiedenen Ebenen der Multiplikatorenteams, Netzwerke, Netzwerkverbünde und Schulen thematisiert. Dabei ging es etwa um Fragen der Ausgestaltung einer inklusiven Begabungsförderung (Prof. Dr. Christian Fischer und Prof. Dr. Johannes Mayer), um die Professionalisierung der Akteurinnen und Akteure (Prof. Dr. Marcus Nührenbörger und Prof. Dr. Karolina Urton) sowie davon ausgehend um die Transformation von Schul- und Unterrichtsentwicklung (Prof. Dr. Barbara Asbrand und Prof. Dr. Julia Schwanewedel). Entlang dieser Themen setzten sich die Mitglieder des Forschungsverbunds anschließend in drei Diskussionsrunden vertiefend auseinander. Sie identifizierten sowohl Synergien als auch Bedarfe und skizzierten Ansätze, wie über eine praxisrelevante, partizipative Forschung eine Transformation von Unterricht und Schule mit Blick auf mehr Potenzialförderung und Bildungsgerechtigkeit für alle ermöglicht werden kann. 


 „An uns sind hohe Erwartungen gerichtet“, so Gabriele Weigand. Dabei geht es um nichts weniger als um einen Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Bildungspraxis und einer partizipativen, multidisziplinären empirischen Bildungsforschung. Gleichzeitig zählt „Leistung macht Schule“ angesichts seiner thematischen Ausrichtung und der intensiven Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure aus Wissenschaft und Praxis sowie Verwaltung und Politik aus Bund und Ländern zu einem der Vorreiter für weitere große Bildungsprojekte. Diesen Erwartungen gilt es im Verlauf der Transferphase nachzukommen.